Windmüller diente bei der Volksmarine
Windmüller Rüdiger Sigmund (rechts) führte die Marinekameradschaft der „Erfurt“ durch die Bockwindmühle. Foto: Ingo Freihorst
Die Besatzung eines ehemaligen Minenleg- und Räumschiffes der Volksmarine hatte sich kürzlich in Kietz an der Windmühle getroffen.
Von Ingo Freihorst | 04.02.2020
Klietz l Der ehrenamtliche Windmüller Rüdiger Sigmund hatte sie dorthin eingeladen. Der gelernte Landmaschinenschlosser hatte seine ersten beiden Dienstjahre bei der Volksmarine auf einem Rettungsschiff verbracht. Dieses – übrigens ein umgebauter Minenleger vom Typ „Habicht“ – konnte Brände löschen und besaß sogar OP-Räume. Unter anderem wurde die Besatzung eines versunkenen Torpedobootes der Volksmarine gerettet. Es war mit der schwedischen Fähre „Drottningen“ kollidiert.
Vier Jahre lang hatte der Klietzer danach als Leitender Ingenieur (LI) auf dem Minenleg- und Räumschiff „Erfurt“ gedient. Dessen Maschinisten hatten sich seit kurzem wieder getroffen, Organisator ist Klaus Klein aus Güsen bei Genthin.
Ingenieur im Internet entdeckt
Auf seinen ehemaligen LI stieß er per Zufall: Und zwar beim Betrachten eines Windmühlen-Videos auf der Internetpräsenz über Klietz von Lothar Schirmer. Klaus Klein setzte sich mit Lothar Schirmer in Verbindung, der vermittelte den Kontakt. Natürlich war der Ex-Kriminalrat samt Kameramann beim Treffen in Klietz mit von der Partie. Der Beitrag soll im NDR ausgestrahlt werden.
Rüdiger Sigmund führte seine einstigen Kameraden durch die wieder aufgebaute und funktionstüchtige Windmühle. „Die alte Technik war schon sehr interessant, wir haben anschließend 50 Euro für den Erhalt dieser Mühle gespendet“, berichtete Klaus Klein im Nachhinein. Später wurde noch die Brauerei in Schollene besichtigt, im Klietzer „Seeblick“-Landguthotel klang das Treffen der Marinekameraden aus.
Auf diesem Minenleg- und Räumschiff der Krake-Klasse der NVA-Volksmarine diente der Klietzer Rüdiger Sigmund als Leitender Ingenieur. Repro: Ingo Freihorst
Kontakt zu den einstigen Gegnern hergestellt
In Klietz traf sich die Marinekameradschaft „Erfurt“ zum zweiten Male, erstmals mit dabei war hier der damalige Kommandant des Schiffes, Kapitänleutnant a. D. Ulrich Dömelt. Die meisten der einstigen Maschinisten hatten drei beziehungsweise vier Jahre bei der Volksmarine gedient.
Die ehemaligen Volksmarine-Kameraden haben inzwischen auch Kontakt zu ihren damaligen Gegnern aufgenommen, den Ehemaligen des Minensuchers „Steinbock“ von der Deutschen Marine. Gemeinsam hatten sie 1971 auf der Ostsee nach einem vermissten Mannschaftskameraden von der „Erfurt“ gesucht – ohne voneinander zu wissen.
Kontakt zu den einstigen Gegnern hergestellt
In Klietz traf sich die Marinekameradschaft „Erfurt“ zum zweiten Male, erstmals mit dabei war hier der damalige Kommandant des Schiffes, Kapitänleutnant a. D. Ulrich Dömelt. Die meisten der einstigen Maschinisten hatten drei beziehungsweise vier Jahre bei der Volksmarine gedient.
Die ehemaligen Volksmarine-Kameraden haben inzwischen auch Kontakt zu ihren damaligen Gegnern aufgenommen, den Ehemaligen des Minensuchers „Steinbock“ von der Deutschen Marine. Gemeinsam hatten sie 1971 auf der Ostsee nach einem vermissten Mannschaftskameraden von der „Erfurt“ gesucht – ohne voneinander zu wissen.
Die Mannschaft der „Erfurt“ nahm 1968 im Heimathafen anlässlich einer Flottenparade der 4. Flotille Aufstellung. Repro: Ingo Freihorst
Neue „Erfurt“ ist eine Korvette
Inzwischen gibt es eine neue „Erfurt“: Die Korvette der Braunschweig-Klasse wurde 2013 in Dienst gestellt. Mit deren Mannschaft gab es in der thüringischen Landeshauptstadt beim Brückenfest bereits freundschaftliche Kontakte. Die Ehemaligen durften sogar eine Woche auf dem Schiff mitfahren. Wie ihr NVA-Vorgänger hat auch die Korvette den Marinestützpunkt Hohe Düne in Rostock-Warnemünde als Heimathafen.
Die alte „Erfurt“ war ein Krake-Typ, insgesamt wurden im VEB Peene-Werft Wolgast ab 1956 zehn Schiffe dieser Klasse gebaut und in Dienst gestellt. Die „Erfurt“ wurde 1958 gebaut, sie kostete 7,9 Millionen Mark. Zur Besatzung gehörten 68 Mann, im Kriegsfall sogar 80. Das 66 Meter lange Schiff wurde von zwei Dieselmotoren angetrieben und war mit fünf Flak-Geschützen, einer 85-mm-Kanone und zwei Wasserbombenwerfern ausgestattet. 1976 wurde es außer Dienst gestellt.
Der Korvettenkapitän a. D. Rüdiger Sigmund hatte damals krankheitsbedingt vorzeitig bei der Volksmarine abgemustert. 2005 kam er nach Klietz, ein Jahr später wurde er ehrenamtlicher Windmüller. Seitdem hat er hunderten Gästen die Funktionsweise der Bockwindmühle erklärt.
Doch jetzt macht ihn das Treppensteigen zunehmend zu schaffen, weshalb Detlef Furchheim dieses Ehrenamt fortführen soll. Er wird derzeit eingearbeitet, womöglich wird auch noch ein Mühlenverein gegründet. Und vielleicht findet sich ja auch noch ein weiterer ehrenamtlicher Windmüller? Er muss ja nicht unbedingt zur See gefahren sein…